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Selig gesprochen am 13. Juni 1999 in Warschau in einer Gruppe von 108 polnischen Märtyrern des Zweiten Weltkriegs.

leben

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P. Mzyk stammte aus einer Bergmannsfamilie. Sein Vater Ludwik war Steiger in der Kohlengrube "Prezydent" in Chorzów (Konigshütte). Die Mutter, Franciszka, geboren Hadasz, stammte aus Bytkowo bei Katowice. Ludwik war das fünfte Kind unter neun Geschwistern und wurde am 22. April 1905 geboren. Die Familie war sehr fromm und aktiv. Ludwik war seit jungen Jahren Ministrant. Er hat sich für Religion und Kirche interessiert. Während der Pfarrexerzitien, welche ein Missionar aus Neisse gab, fühlte er eine missionarische Berufung. Er druckte sein Interesse den Eltern aus, die jedoch kritisch dazu eingestellt waren. Andere Verwandte unterstützten ihn und dann, schon zusammen mit seinen Eltern, versuchten sie, den Jungen in dem Kleinen Seminar der Steyler Missionare in dem Heiligkreuzhaus in Neisse zu unterbringen. Die ganze Sache unterstützte auch der ihm sehr wohlwollende Pfarrer Namysło. In Neisse kam er an am 13. September 1918 und dort bestand er auch das Abitur in 1926. Während der Ferien arbeitete er mit seinem Bruder in einer Kohlengrube, um der Mutter nach dem Tode seines Vaters finanziell zu helfen. Er wurde Mitglied der Organisation „Kwikborn“, in welcher man freiwillig auf das Alkoholtrinken und Rauchen verzichtete. Bis zu seinem Lebensende blieb er treu dieser Verpflichtung. Aus Neisse fuhr er, nach kurzen Ferien, nach Sankt Augustin in Deutschland, um das Noviziat zu machen und sich für die Ordensgelübde vorzubereiten, was in 1928 geschehen ist.

Gegen Ende des Studiums in 1926, dem Beispiel von P. Grignon de Montfort nachfolgend, gab er sich völlig der Seligen Jungfrau Maria hin, und das Dokument unterzeichnete er mit seinem eigenen Blut. Nach der Beendigung des Philosophiestudiums haben ihn die Oberen zum Theologiestudium nach Rom geschickt, da sie seine Talente und Vorteile in Betracht zogen. In dieser Zeit erhielt er die Priesterweihe in Rom, am Fest Christi des Königs am 30. Oktober 1932. Seine Primizmesse feierte er an dem Hochfest Allerheiligen in der Kapelle des Generalatshauses in Rom. Sein Studium krönte er mit seiner Doktorarbeit in Theologie, am 5. Februar 1935 an der Pontificia Universitas Gregoriana. Während er auf das Diplom wartete, fuhr er nach Sankt Gabriel in Österreich, wo er einige Monate lang dem Novizenmeister half als sein Sozius und er lernte zugleich die schwierige Kunst, das Noviziat zu führen. Im Sommer 1935 kam er nach Chludowo bei Poznań, wo die Steyler Missionare in dem von Roman Dmowski gekauften Palast ihr erstes Noviziat eröffnet hatten. P. Ludwik wurde Novizenmeister und lernte zugleich die literarische polnische Sprache.

Die Meinungen der Novizen sind gleich: wir hatten einen heiligen Meister. Was ihm an Erfahrung fehlte, bemühte er sich durch seine Demut, Höflichkeit und Arbeitsamkeit zu ergänzen.

Die leuchtende Gestalt unseres Meisters war die Verkörperung einer gesunden Ordensaskese... er war ziemlich streng für andere, aber noch strenger für sich selbst. Er schritt bewußt und konsequent zur Heiligkeit eines Priesters und Missionars. Er hat zu den Menschen gehört, welche auf ihre Umgebung strahlen und eine Spur ihrer Anwesenheit hinterlassen. Im Seminar war er nicht nur Vorgesetzter, sondern auch ein Vorbild.

Im Gedächtnis vieler blieben seine tiefen Konferenzen, auch in schriftlicher Form, leider in einer Kurzschrift, die heute nicht mehr abzulesen ist. In das Zimmer des Meisters kamen die Novizen ohne Angst, aber mit einer großen Ehre und Achtung für ihn. Immer hat sie seine milde Stimme: „Ave!“- hineingeladen. Auf seinen Lippen war es nicht eine gewöhnliche Einladung, sondern zugleich ein Gruß für die Unbefleckte und den Eintretenden. Anscheinend entledigte er sich gut der ihm anvertrauten Aufgabe, als er in 1939 zum Rektor des Noviziats ernannt worden ist.

Nach dem Ausbruch des Krieges mußte er sich von fast allen Hausbewohnern, die nach dem Osten evakuiert werden sollten, verabschieden. Er selbst hat das Haus nie verlassen. Nach einigen Wochen begrüßte er mit Freude die Heimkehrenden und seine Gelassenheit wirkte optimistisch auf die jüngeren. Die Situation am Anfang der Okkupation war verhältnismäßig normal. Die Deutschen besuchten das Kloster nur selten. Doch wegen der immer häufiger kommenden Nachrichten über Aussiedeln und Verhaftungen dachte und beriet man darüber, ob man die Novizen nicht nach Hause schicken sollte, doch es gab schon damals Schwierigkeiten mit der Ummeldung. P. Ludwik versuchte mit allen möglichen Mitteln, die Zukunft der Novizen zu sichern. Er verhandelte mit Mitbrüdern in Österreich und Deutschland, mit dem Generalat in Rom, daß sie seine Schützlinge aufnehmen. Er schlug sogar vor, das Noviziat nach Bruczków zu übersiedeln, wo man in der großen Wirtschaft arbeiten und sich ernähren konnte. Doch das Verlassen des Hauses wurde allen verboten. Immer häufiger mußte er feststellen, daß er- in Österreich und Deutschland erzogen und ausgebildet- die Deutschen als Okkupanten gar nicht kennengelernt hatte. Im unmittelbaren Kontakt mit Gestapo und Militär verlor er. Er wußte nicht, daß er- indem er sich mir einem Soldaten unterhielt- zugleich mit einem Gestapomann zu tun hatte, und er druckte ungeschickt aus, daß er lieber verhandelte und mehr der Wehrmacht vertraute, als der Gestapo. Das entschied über sein zukünftiges Schicksal. Seine Aussage hat man als Vorwand benutzt, um ihn am 25. Januar 1940 zu verhaften.

martyrium

martyrium

An diesem Tag, um 12 Uhr Mittags sind Gestapowagen eingetroffen mit verhafteten Priestern aus der Gegend von Poznań und Oborniki Wielkopolskie. Die Hausbewohner hat man im Speisesaal versammelt, die anderen ihnen angeschlossen, und im gewissen Moment erschien in der Tür P. Ludwik, blaß, aber ruhig, und sagte:

Ich muß mit ihnen fahren. Sie sagen, ich werde zurückkommen, und in der Zwischenzeit ist P. Chodzidło euer Vorgesetzter…

Er wollte noch etwas hinzufügen, doch jemand zog ihn gewaltsam und man sah in nicht mehr. Später erfuhr man von einem Priester, der später verhaftet worden war, wie brutal P. Ludwik während der zwangsmäßigen Beladung von Paketen auf einem Wagen in Poznań behandelt wurde. Der Priester fügte noch hinzu: dieser Meister von euch ist ein richtiger Engel. Noch am vorangehenden Tage war P. Ludwik noch in Poznań, um für seine Novizen eine Ausreisegenehmigung zu erledigen. Doch er hat nichts erreicht. Nachdem er festgenommen worden war, konnte man nicht erfahren, was mit ihm geschah. Man versicherte immer wieder, er würde bald zurückkehren, wenn einige Sachen geklärt seien. Auf dieselbe Weise täuschte man seine Familie, welche gewiss eine Chance hatte - wegen ihrer schlesischer Abstammung - seine Befreiung zu erreichen.

Sein Bruder Wilhelm schreibt:

Interventionen von Seiten der Kirche und meiner selbst, sowie diejenigen meiner Schwestern, haben sich völlig fruchtlos erwiesen. Zweimal hat jemand seine Wäsche gebracht. Sie war mit Blut befleckt, und drin haben wir einen Zettel gefunden mit der Information: Ich lebe immer noch, helft, wenn ihr könnt.

Das Blut begleitete ihn seit dem Verhaftungstag, als er im Soldatenheim (damals Residenz der Gestapo) seines Talars beraubt und schrecklich geschlagen wurde. Es war Winter, und er blieb nur in einem zerrissenen Hemd und einer Hose. Ein Mithäftling behielt in Erinnerung, daß ihm einer der Häftlinge eine Jacke gab, welche ein zum Tode verurteilter Häftling gelassen hatte, gerade als er zu einer Zelle im Fort VII in Poznań geführt wurde. Über seinen Tod erfuhr man im Kloster erst nach einigen Wochen. Sogar der vom Pater General gesandte Pater Wigge, dessen Aufgabe es war, das Haus und die Mitbrüder zu retten, erfuhr nichts, doch er hatte den Eindruck dass P. Mzyk nicht mehr lebte.

Alle Berichte über den Märtyrertod von P. Mzyk stammen von den Augenzeugen aus dem Fort VII in Poznań, wo zusammen mit ihm die Priester Sylwester Marciniak und Franciszek Olejniczak verweilten. Der erste schreibt das folgende:

P. Mzyk traf ich in Zelle 60 im fort VII in Poznań am 1. Februar 1940. Zusammen mit ihm waren noch 28 Häftlinge, hauptsächlich Studenten. Alle fühlten einen großen Hunger... In die Zelle kamen oft, egal ob am Tage oder bei Nacht, die Wächter, und schlugen die Häftlinge aus unwichtigen Gründen oder auch ohne Grund. P. Mzyk erfüllte alle Aufträge sehr sorgfältig, warnte vor allem, was Probleme bereiten konnte, und – wie man leicht bemerken konnte, betete stets. Am Aschenmittwoch, dem 7. Februar, versammelte man alle Priester in der kleinen Zelle 69, am Osttor... die Tagesordnung war dieselbe, wie in anderen Zellen... doch die Wächter bemühten sich, uns mehr zuzusetzen... Zu Lieblingsthemen von P. Olejniczak gehörten: die Gestalt Christi um die Tätigkeit des Heiligen Geistes. Wenn es sich um das zweite Thema handelt, da fand er immer einen lebhaften Diskutanten in der Person von P. Mzyk.. ein Lieblingsthema von P. Mzyk war außerdem eine für die Jugend geeignete Lektüre... Die Lagerbehörden interessierten sich besonders für P. Mzyk. Eines Tages kam in die Zelle der Lagerkommandant mit einem anderen Offizier. Jeden einzelnen fragte er nach dem Namen und „Verbrechen“. Bei P. Mzyk blieb er stehen und sagte: „Ach, das ist dieser harte Gegner von uns“. Nachdem die Offiziere weggegangen waren, erklärte uns P. Mzyk, dass er während der Verhaftung und Untersuchung „starke“ Antworten gegeben hatte... eines Tages rief der Legerwächter Hoffmann P. Mzyk aus und schlug ihn schrecklich in dem Korridor…

Am 20. Februar nachmittag stürzte in unsere Zelle Unteroffizier Dibus herein – es scheint, er war Vertreter des Kommandanten - mit einem Chauffeur, beide waren betrunken, sie verhielten sich skandalös. Besonders beschäftigten sie sich mit P. Mzyk, vor allem der Chauffeur, auf Befehl von Dibus. Jener Tag, der 20. Februar, sollte auch der letzte Lebenstag von P. Mzyk sein. In der Nacht, etwa um 22 Uhr hörten wir die Ukrainer singen. Das war ein schlechtes Zeichen... gewöhnlich begannen sie von der Zelle der Ukrainer. Sie ließen sie singen... Dann besuchten sie die einzelnen Zellen, schlugen und versetzten den Häftlingen Fußtritte, schossen durch das Schlüsselloch... dann, schon in den näher gelegenen Zellen, hörte man ungeheure Schreie, Ächzen, schließlich in der Nachbarzelle das Klirren von Schüsseln, Löffeln, das Lied „Kto się w opiekę“ („Wer sich unter den Schutz des Herrn begibt“) – natürlich auf Befehl gesungen - und Schüsse. Kurz danach hörten wir die Worte: „Jetzt zu den Pfaffen“. Sie machten die Tür auf, kamen jedoch nicht herein, sondern ließen uns alle herausgehen, mit der Ausnahme von Pater Olejniczak. Es waren einige von ihnen, mit Dibus an der Spitze. Es war auch Hoffmann unter ihnen. Wir standen in Socken und Kleidung (denn so pflegten wir auch zu schlafen), im Hauptkorridor, unserer Zelle gegenüber. Dibus hielt P. Gałka an, P. Mzyk und mich, die anderen ließ er gehen... er ließ uns den Seitengang entlang laufen. Als wir nebeneinander liefen, bat mich P. Mzyk um Absolution. Als wir das Ende des Korridors erreichten, blieb ich und P. Gałka vor der Treppe stehen, P. Mzyk dagegen begann die Treppe hinaufzusteigen. Auf einmal ertönte unter uns das Geschrei der Wächter, sie ließen uns stehenbleiben. P. Mzyk zogen sie herunter und fingen an, zu schlagen „dafür, daß er flüchten wollte“. Es machte sich ein großes kaum vorstellbares Durcheinander. Ich kann mich jedoch genau erinnern, daß Galka und Mzyk schrien und ächzten. Auch wenn ich nicht bei ihnen war, hatte ich den Eindruck, daß man sie furchtbar schlug und quälte. Meine Meinung erwies sich richtig, als ich P. Gałka sah- er war verwundet, mit blauen Flecken bedeckt, im Blut, hatte zerrissene Hose und Hemd.

Das Schlagen von P. Mzyk und P. Gałka dauerte lange, obwohl es schwer zu sagen ist, ob es 15 Minuten oder eine halbe Stunde dauerte. Inzwischen gelangte ich zum Hauptkorridor neben unserer Zelle, nahe dem Osttor. Hierher führte Dibus P. Mzyk. Als sie an mir vorbeigingen, mußte ich mich umdrehen, dann konnte ich nicht sehen, wie er aussah. Er lies ihn am Tor stehen, und selbst schritt er zum Unteroffizier, der sich gerade mit mir unterhielt, zurück, lieh von ihm einige Patronen, ausschließend kam er na P. Mzyk heran und tötet ihn mit einem Genickschuß. Als er schon auf dem Boden lag, schoss er zum zweiten Mal... P. Gałka und ich wurden „entlassen“ und durften in unsere Zelle zurückgehen... Eine halbe Stunde später hörten wir, wie man die Leiche von P. Mzyk abschleppte. Nach seinem Tod hatten wir ein paar Tage Ruche. Einer der Häftlinge sagte uns, daß er in der Kommandantur- da räumte er auf - ein Schreiben von Justizministerium gesehen hatte, in dem es stand, daß das Schlagen von Geistlichen verboten sei.

Der blinde P. Olejniczak, der das alles gehört hat, fügte noch eine Einzelheit hinzu:

Dibus pflegte, sich Opfer zu wählen, er schlug sie in Gesicht, trat nach ihnen hemmungslos. Bei einem solchem Überfall wurde auch euer verstorbener P. Ludwik grausam geschlagen. Ich wollte meinem Priester- Bruder seine Qual lindern dadurch, daß ich ihm einige Worte des Trostes zuflüsterte, worauf er aber sagte: Ein Jünger kann nicht größer sein, als sein Meister. So beugte ich mich vor ihm und bat um den Segen, den er mir gerne gab…

Die Mitbrüder, welche vom Tod im Lager verschont blieben, schrieben:

P. Mzyk bleibt stets in Erinnerung und in den Herzen von seinen Zöglingen - Seminaristen. Auf den Felsen von Westerplatte, im Steinbruch von Gusen, war er ein Lieblingsthema unserer Gespräche. Ihn nahmen wir zum Zeugen unserer Ordensgelübde, die im Lager abgelegt wurden. Ihn nannten wir an erster Stelle in der Litanei unserer im Lager ermordeten Mitbrüder, ihn baten wir um Vermittlung, Hilfe und Beistand vom Himmel in unserem schweren Lagerleben erhoffend.

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