Selig gesprochen am 13. Juni 1999 in Warschau in einer Gruppe von 108 polnischen Märtyrern des Zweiten Weltkriegs.
leben
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P. Alojzy Liguda ist am 23. Januar 1898 in dem Dorf Winów in dem Oppelner Gebiet geboren worden, in der Familie von Wojciech und Rozalia, geboren Przybyła, als das letzte von sieben Kindern. In einer besonders religiösen und herzlichen Atmosphäre lernte Alojzy Bescheidenheit und stille Erfüllung der täglichen Pflichten von der Mutter, vom Vater dagegen Fleiß in der Arbeit und aktive Anteilnahme am Leben der Pfarrgemeinde - er organisierte regelmäßig und führte Pilgerfahrten nach Wambierzyce und zum Annaberg. In der Grundschule, welche er schon mit dem sechsten Lebensjahr begonnen hatte, zeichnete sich Alojzy durch seinen Scharfsinn und Fleiß sowie die besten Noten aus. In einer solchen Atmosphäre erzogen, in der Nähe der Kirche, beschloß er, sich in ihren Dienst zu stellen. Aus religiösen Zeitschriften entnahm er sein Wissen über Missionsländer, angezogen haben ihn solche Länder, wie weites China, Afrika... Er war erst 15 Jahre, als er in das Kleine Seminar der Steyler Missionare in Neisse, im Heiligkreuzhaus, aufgenommen worden ist. Der Krieg hat seine Lehre unterbrochen. In 1917 ist er zur Armee einbezogen und als Artillerist gelangte er an die französische Front. Im Soldatenleben verlor er nichts von seinen Überzeugungen, welche er aus dem Familienhaus und Seminar davongetragen hatte. Nach der Beendigung des Krieges bestand er das Abitur und ist in 1920 in das Noviziat in St. Gabriel in Mödling bei Wien eingetreten, wo die Steyler Missionare ihr damals wichtigstes Zentralhaus besaßen. In der Zeit des Noviziats ist der Schlesische Aufstand ausgebrochen. Er hat ihn sehr stark erlebt, besonders wegen der Briefe von seinem Vater, der verfolgt worden ist dafür, daß er für Polen optierte.
Nach dem Noviziat hatte er Praktikum in Pieniężno, wo er im kleinen Seminar Latein und Mathematik unterrichtete. Sein weiteres Studium setzte er wieder in St. Gabriel vor, wo er besonders Dogmatik und Kirchengeschichte liebgewann, doch auch in anderen Fächern hatte er sehr gute Ergebnisse. Die Priesterweihe hatte er am 26. Mai 1927, seine Primizmesse hat er in der HI. - Kreuzkirche in Oppeln gefeiert - seit Jahren haben dort Gottesdienste in polnischer Sprache stattgefunden. Sein Traum war Missionsarbeit in China oder in Neuguinea. Er ist jedoch für Arbeit in der polnischen Provinz bestimmt. Er hat seine Bestimmung mit Freude angenommen und ist im Herbst 1928 nach Polen gekommen. Vorläufig hat er sich im Provinzialatshaus in Górna Grupa aufgehalten, wo ihn die Oberen für weiteres Studium bestimmt haben, weil eine große Nachfrage nach qualifizierten Lehrkräften bestanden hat. Nachdem er weitere Prüfungen für das polnische Abitur bestanden hat, hat P. Liguda sein Studium an der Fakultät der polnischen Philologie der Poznań - Universität angefangen; er hat es in 1934 mit seiner Diplomarbeit unter dem Titel „Gall-Anonim als Literat“ erfolgreich absolviert. In Poznań hat er sowohl als Kaplan, als auch Katechet in der Schule der Ursulinerinnen in der Sporna-Straße gearbeitet. Im Unterricht und in den Exhorten, die er wöchentlich für Mädchen geführt hat, hat er sich bemüht, die neue Enzyklika von Pius XI. „Über die christliche Erziehung“ ins Leben zu rufen.
Als er Poznań verlassen hat, haben ihn die Schwestern und Schülerinnen überredet, seine bei ihnen vorgetragenen Exhorten zu ordnen und in der Sammlung unter dem Titel „Audi filia“ herauszugeben, um sie nicht nur an die Schuljahre zu erinnern, sondern auch an die alten Ideale, um diese mit neuen religiösen Gedanken zu beleben. Das Buch ist von der Jugend und den Seelsorgern sehr freundlich aufgenommen worden. Man hat ihn ermutigt, auch weitere Exhorten drucken zu lassen, wie z.B. „Vorwärts und höher“. Dieses Buch hat auch ein großes Ansehen gefunden. Er selbst hat es zugestanden:
Ach, wie dankbar ich der Vorsehung bin! Sie hat mir erlaubt, in eine mir bisher völlig unbekannte Welt hineinzuschauen, in die Welt der Mädchenseele.
Beide Sammlungen von Exhorten bilden eine tiefgreifende Betrachtung von P. Liguda über die folgenden Worte der Bibel, welche die Frau und ihre Aufgabe betreffen: „Si scires donum Dei!“ P. Liguda hat noch ein Buch herausgegeben unter dem Titel „Brot und Salz“, welche die Homilienlesungen für jeden Jahressonntag enthalten. Hier hat sich völlig die Persönlichkeit von P. Liguda gezeigt. An die Worte von Christus anknüpfend: „ich bin vom Vater gegangen und in die Welt gekommen“- schrieb er:
Ich brauche nur, daß ich mich an seine Worte zur rechten Zeit erinnere und sie mich starken lasse. Sie werden mich vor Traurigkeit retten, vor Verzweiflung retten. Ich werde meinen Kopf hoch tragen trotz der Misserfolge und Demütigungen. Man kann mich gemein behandeln, aber nicht erniedrigen! Revolutionen konnten all meine Diplome und Titel ungültig machen – doch Gottes Sohnschaft kann mir niemand wegnehmen. Ich mag in Verlies verderben, ich mag erfrieren, und trotzdem werde ich immer wiederholen die allerschönsten Worte: „Exivi a Patre“, und immer wird Gott mein Vater bleiben.
Dann ist in den KZ-Lagern aus solcher Einstellung sein Optimismus, seine Freude, Beharrlichkeit, Hoffnung entstanden ... denn er hat sich immer als Kind Gottes gefühlt selbst in den schwierigsten Situationen.
Nach der Ankunft in Górna Grupa ist P. Liguda Polnischlehrer geworden, in den jüngeren Klassen hat er auch Geschichte unterrichtet. An Sonn - und Feiertagen hat er als Seelsorger in der Militäreinheit in Grupa gewirkt, und an freien Tagen und in den Ferien hat er geleitete Exerzitien geführt und als Prediger in Pfarreien gearbeitet.
Im Juni 1939 hat man P. Liguda zum Rektor in Górna Grupa ernannt. Der Krieg ist ausgebrochen. Der Okkupant hat das Missionshaus in ein Lager umgestaltet, und zwar für Hausbewohner und die am 28. Oktober gebrachten etwa 80 Priester und Diözesanseminaristen aus den Diözesen Chełmno, Włocławek und Gniezno. Pater Malak schreibt in seinem Buch: „Pfaffen in Lagern“:
Rektor Liguda heißt uns willkommen. Seine mächtige Gestalt im Talar bewegt sich mutig und sicher unter den SS-Männern. Das wirkt ermutigend. An den nächsten Tagen und in den nächsten Wochen sprach er Mut zu durch seine große Freundlichkeit und seinen eigenartigen Humor. Man hat ihn gerne gesehen, denn er sprach wie ein Prophet, erwärmte wie die Sonne, ging durch die Säle wie der Friedensengel mit gutem Wort auf seinen Lippen.
Man hat damit gerechnet, daß die Priester bald freigelassen werden. Am 11. November dagegen ist ein Bus gekommen und 15 Priester und zwei Seminaristen aus der Diözese Włocławek sind genommen worden. Der Einspruch von P. Liguda hat nicht geholfen. Die Verschleppten sind im Wald auf einem Truppenübungsplatz in Grupa totgeschossen worden. Die niedergeschlagenen Priester und Mitbrüder vermochte P. Liguda zu trösten und ihnen neue Hoffnung zu geben. Doch er ist der gefährlichen Situation bewußt gewesen. Sehr charakteristisch ist ein Bildchen, das er seiner Familie zu Weihnachten gesandt hat. Vorn schreitet Christus und tragt das Kreuz, Ihm folgen Priester - alle mit Kreuzen.
martyrium
martyrium
Am 5. Februar 1940 hat man die Internierten nach Nowy Port in Danzig, einer Filiale des Stutthofer Lagers, hingebracht. Inmitten von Hunger, Dreck, Zwangsarbeit und Prügeln ist P. Liguda auch hier bald zu einem „guten Engel“ geworden. Zum größten Teil ist es sein Verdienst gewesen, am Gründonnerstag die Heilige Messe zu organisieren und die Heilige Kommunion zu geben, was für viele eine Wegzehrung gewesen ist. Am Anfang April ist P. Liguda mit einem Teil der Häftlinge in ein Lager in Grenzdorf transportiert worden, und demnächst über Stutthof nach Sachsenhausen. Man ist der Meinung gewesen, daß das bisherige Fegefeuer in die Hölle verwandelt worden ist. Für P. Liguda hat sich das Schicksal etwas freundlicher erwiesen. Dank einer guten Kenntnis der deutschen Sprache hat man ihn zur Bedienung bestimmt und zum Deutschunterricht. Einer der „Schuler“ beschreibt eine solche Stunde:
Es hat immer mit der Aufstellung der Wächter an den Fenstern angefangen- sie sollten vor den sich nähernden SS-Männern warnen. P. Liguda hat inzwischen Scherze erzählt, deren Vorrat bei ihm einfach unerschöpflich war. Manchmal hatte er Referate zu verschiedenen Themen, oder einer der Priester teilte mit anderen sein Wissen.
Auch P. Liguda begegneten zuweilen Qualen von Seiten der Lagerbehörden.
Ich kann mich heute noch sehr gut erinnern - erzählt einer seiner Leidensgefährten - wie P. Liguda zitterte, nachdem er zehn Hiebe mit einem eisernen Stab bekommen hatte dafür, daß er während der Arbeit eine kurze Pause machte.
Es schien, daß in einem gewissen Moment P. Liguda freigelassen werden wird, denn man hat einen Arzt zu ihm gerufen, was oft ein Zeichen der kommenden Freiheit gewesen ist. Er ist jedoch nach Dachau transportiert worden - am 14. Dezember 1940; hier hat er die Nummer 22604 bekommen. Erst nach dem Kriege hat es sich herausgestellt, daß P. Liguda wirklich hätte entlassen werden können. Das SVD-Generalat hat sich darum durch die Nunziatur in Berlin beworben, auch seine Familie. Doch die Gestapo hat „nein“ gesagt, weil P. Liguda selbst erklärt hat, er sei Pole und in der Zukunft wolle er in Polen arbeiten. Die Gestapo hat noch hinzugefügt, daß er als zu der polnischen Intelligenz gehörender Mann für die Kriegszeit von der Gesellschaft abgetrennt werden sollte. Trotzdem hat es objektive Bedingungen gegeben für seine Befreiung. Seine Familie hatte deutsche Staatsangehörigkeit, er selbst war Soldat in der preußischen Armee. Seine Brüder sind während des ersten Krieges an der Front umgekommen. Der evangelische Pastor aus Górna Grupa hat sich für ihn verwendet, weil P. Liguda seine Familie und eine Diakonisse vor dem Zorn der nach dem deutschen Angriff auf Polen empörten Leute gerettet hat. Derselbe Pastor hat P. Liguda schon einmal gerettet, als ihm als Geisel eine Erschießung drohte. Doch er hat seine Überzeugungen nicht geändert selbst um den Preis der Befreiung. In Dachau quälte man die Häftlinge mit mehrstündigen Märschen und dem Singen der Lagerlieder, was sie einfach fertigmachte. Diese Märsche hat ab und zu P. Liguda geleitet. Ein Augenzeuge erzählt, daß er immer versucht hat, die Blockführer aus den Augen zu verlieren, und dann übte er nur scheinbar die Lieder, und in der Wirklichkeit erzählte er den niedergeschlagenen Häftlingen verschiedene Scherze.
Im Januar 1941 wurde ein Teil des Lagers von einer Kratzeepidemie heimgesucht. Die Kranken sind in eine Baracke verschleppt worden,1000 auf 400 Plätzen. Sie hatten nur Strohsäcke, Decken und dünne Bettwäsche zu Verfügung. Es war frostig, die Fenster immer auf am Tage, der Hunger unerträglich. Diese schreckliche Hoffnungslosigkeit bekämpfte P. Liguda mit seinen Erzählungen - er ließ sich nicht deprimieren. Obwohl jeden Tag jemand gestorben ist, hielt er an den Resten der Hoffnung fest. Nach der Rückkehr in seinen Block wurde er zu einer schweren Arbeit zugeteilt. Ein gewisser Rogler, einer der grausamsten Kapos, war sein unmittelbarer Vorgesetzter. Er gab die schwersten Arbeiten, erlaubte keine Erholung. Der starke Organismus von P. Liguda begann, schwacher zu werden. Zum Unglück hat ein Russe während der Arbeit eine Zigarette geraucht, was ein großes Verbrechen war. Was später geschehen ist, zitiere ich nach einer Beschreibung:
Unerwartet ist Rogler erschienen. Die Zigarette ist gelöscht worden, doch der Rauch ist geblieben. Der Kapo hat sich zu P. Liguda gewandt mit der Frage: „Wer hat geraucht ?“. Die Situation war gespannt. Wenn man sagte „ich war es nicht“ – dann wurde das bedeuten, die anderen sind schuldig. Es ist also das einzige geblieben - die Schuld auf sich zu nehmen. „Ich habe geraucht "- antwortet P. Liguda. Der wütende Kapo hat ihn in sein Zimmer genommen. Das angeschwollene Gesicht, blauer Fleck unter dem linken Auge waren Beweise für die auferlegte Strafe. Dann hat der müde Henker seine Kleidung revidiert. Es war keine Zigarette zu finden. „Wo hast du die Zigarette?“- fragt er. Ich habe keine- lautet die Antwort. Du bist ein Pfaffe und du lügst? Du hast dich ja für schuldig bekannt. Ich habe geraucht, aber nicht heute. Erst als sich der richtige Schuldige bekannt hat, sind die Foltern zu Ende gekommen. Der Henker ist schon müde gewesen, doch den P. Liguda hat er sich gemerkt.
Die Folgen dieser Behandlung haben nicht lange auf sich warten lassen. Er ist an Tuberkulose erkrankt und ins Krankenhaus genommen. Die Bedingungen waren hier besser, er bekam auch Pakete von der Familie und den Wohltätern, und ist schnell wieder gesund geworden. Leider hat man ihn dann den Invaliden angeschlossen, was gleichzusetzen war mit dem Todesurteil. Er war sich dessen bewußt, wovon sein letzter einen Monat vor dem Tod geschriebener Brief zeugt:
Meine Mutter wird bald 84. Wie sehr ich ihr auch ein langes Leben wünsche, so möchte ich doch nicht, daß sie ihren jüngsten Sohn überlebt, was für sie eine richtige Tragödie wäre. Ich persönlich trage mich mit dem Gedanken, daß ich bald zum Haus meines Vaters und zu meinen Brüdern zurückkomme. Vielleicht wird mich die Vorsehung durch die vielen Gefahren sicher führen, um mich geistlich reifer und reicher zu machen…
Auf dem Weg zum Tode hat er zu dem getroffenen Lagersekretär gesagt:
Wenn ihr erfahrt, daß ich tot bin, dann wißt ihr, daß sie einen gesunden Menschen ermordet haben.
Nach dem Bericht eines Sanitäters hat man die ganze 10 Personen zählende Gruppe bestialisch ertränkt. Im Lager haben sich doch Gerüchte verbreitet, daß man auf persönliche Intervention des Blockführers 29 am immer noch lebenden Körper von P. Liguda die Haut in Streifen geschnitten hat, bevor man ihn ertränkt hat. Dies sollte die Rache des Kapos sein dafür, daß ihn P. Liguda ermahnt hatte, die Nahrung doch gerechter zu verteilen, sonst ist den Patienten Unrecht geschehen. Der wütende Kapo hat im letzten Moment auf die Invalidenliste P. Liguda eingetragen, den Menschen, der die vor Hunger sterbenden zu verteidigen versuchte. Der Tod mußte schrecklich gewesen sein, wenn selbst der Revierkapo gestanden hat, so was wolle er nicht mehr tun. P. Liguda hat sein Leben in der Nacht vom 8. bis zum 9. Dezember 1942, am Fest der Unbefleckten, deren großer Verehrer er war, gelassen. Die Mutter des Hingerichteten hat folgende Nachricht bekommen:
Ihr Sohn, Alojzy Liguda, ist am 8. Dezember 1942 in dem hiesigen Krankenhaus an Lungentuberkulose gestorben“.
Die Greisin hat man belogen, denn sein Tod war nicht die Folge einer Krankheit, sondern der Grausamkeit.
Im Gedenken an seine Gefährten während seiner Märtyrerjahre blieb Pater Alojzy Liguda ein Mensch der Vorsehung.
Er hat viel gutes für Priester getan, weil es ihm seine Funktion erlaubt hat, besonders Für die bedürftigen, alten und kranken... er hat sich für sie eingesetzt... das ist ein heiliger Mensch… Er war ein richtiger Apostel, voll Humor und Optimismus.
Einst hat er geschrieben:
Wir erfüllen unsere Pflichten als Bürger der Gegenwart.
In den Lagerbedingungen hat er sich bemüht, diese Priesterpflichten auch denen gegenüber zu erfüllen, die ihn verfolgten. Er hat die Provokationen der Atheisten, Kapo und sogar des Kommandanten nicht vermeidet, sondern er hat Stellung genommen zu ihren „Bibeldiskussionen“, in denen man die Religion und den Priesterstand verspottet hat.
Mit seiner ganzen Haltung, einer tadellosen geistlichen und intellektuellen Überlegenheit hat er vielen Atheisten den Mund verschlossen. Natürlich war eine begehrenswerte Ehrensache, diesen „hochmutigen Pfaffen“ loszuwerden. Die Priester haben ihn gesucht. In Dachau hat P. Liguda die Führung über uns übernommen... Das ist ein heiliger Mensch! Er ist für mich einfach ein Symbol der Sicherheit gewesen, eine Festung, immer ruhig, immer heiter, immer lächelnd, immer ein richtiger Mensch... Statt uns, haben die Deutschen ihn geprügelt dafür, daß er Pfaffe gewesen ist, doch sie haben ihn auch geachtet. Denn er hat sachlich zu ihnen gesprochen, und uns hat er nie für seinen eigenen Nutzen vernachlässigt. Als er Ordner unseres Zimmers geworden ist und das Brot verteilt hat, da haben unsere hungrigen Augen gesehen, daß er ein ehrlicher, edler Priester ist, nach dem Göttlichen Herzen. Die Lagerjahre hindurch, da waren wir nicht immer zusammen, doch ich traf ihn und immer war er, für mich eine moralische Stütze, immer so väterlich, immer heilig. Als man während des Abendapells seine Nummer hervorrief, was bedeutete, daß er für den morgigen Transport bestimmt war, ging ich zu ihm, weinte beim Abschied, und er stand vor mir heiter, ruhig, in eine andere Wirklichkeit schauend und wiederholend Gott weiß alles.